Mord-Express 23
Der Fall Konrad Schlesinger und Willi Weber
Ein teutsches Lied ...
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Im August 1926 entgleiste bei Leiferde ein Schnellzug infolge eines geplanten Eisenbahnanschlags zweier junger Männer und forderte 24 Todesopfer; ursprünglich war er als Raubüberfall gedacht. Beide Täter stammten aus schwierigen sozialen Verhältnissen der Zwischenkriegszeit, litten unter Perspektivlosigkeit und materieller Not, und wurden trotz öffentlicher Proteste gegen das harte Urteil wegen heimtückischen Mordes zunächst zum Tode verurteilt, später aber zu lebenslanger Haft begnadigt.
Der erste große Eisenbahnanschlag in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg war ein gescheiterter Raubüberfall, allerdings mit überaus schrecklichen Folgen. Drei Täter, polnische Staatsbürger, hatten am 20. Januar 1920 bei Schönlake an der Strecke Berlin-Schneidemühl einen Postgüterzug zum Entgleisen gebracht, um ihn auszurauben. Die Waggons stürzten um und fielen auf die Nachbargleise. Wenige Minuten später raste ein aus der Gegenrichtung kommender D-Zug in sie hinein. Achtzehn Menschen wurden getötet, Dutzende zum Teil schwer verletzt. Die durch die Zugkatastrophe an der Ausübung ihres Vorhabens verhinderten Räuber ergriffen sofort die Flucht, konnten aber schnell ermittelt werden.
Leider machte ihr verbrecherisches Beispiel Schule. Sechs Jahre danach kamen beim Attentat von Leiferde, auf der Strecke zwischen Lehrte und Isenbüttel, vierundzwanzig Menschen ums Leben, als am 19. August 1926 ein Schnellzug zum Entgleisen gebracht wurde. Der Anschlag war ebenfalls als Raubüberfall geplant. Die zwei Täter, deren Personalien bald ermittelt werden konnten, waren jedoch alles andere als professionelle Verbrecher: Ihre Biographien lesen sich vielmehr wie soziologische Beschreibungen typischer Jugendlicher im Deutschland der Zwischenkriegszeit: aufgewachsen in einer instabilen Gesellschaft, ohne ausreichende materielle Existenzmöglichkeit, aus verelendetem Mittelstand stammend und trotz großer künstlerischer und technischer Begabung ohne realistische Hoffnung, ihre Talente je verwirklichen zu können. [...]
Informationen im Internet:
Das Eisenbahnattentat von 1926 (Braunschweiger Zeitung)
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Hörprobe (2:00) "Ein teutsches Lied ...: Der Fall Schlesinger und Weber" aus der Reihe "Mord-Express" Laden des Audioplayers ...
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Downloadmöglichkeiten
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Credits
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Henner Kotte, Jahrgang 1963, ist ein in Leipzig lebender und arbeitender Autor, Redakteur, Moderator, Regisseur, Theaterkritiker und Stadtführer. Er ist vor allem für seine in Leipzig spielenden Kriminalromane bekannt geworden.
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Christian Lunzer wurde 1943 geboren und lebte als Buchhändler und Verleger in Wien. Er war Lehrbeauftrager für Publizistik an der Donau-Universität Krems und hat sich auch als Sachbuchautor einen Namen gemacht.
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Claus Vester, sammelte bereits während seines Studiums erste Erfahrungen in der Münchner Theaterszene und bei einem Tourneetheater. Neben seiner Arbeit als Hörbuchsprecher ist er als Synchronsprecher u.a. bekannt als deutsche Stimme von Richard Rycroft (Maester Wolkan) in "Game of Thrones" und Nicolas in Monster Island".
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Blut auf den Schienen
Peter Hiess, Christian Lunzer, Claus Vester (Spr.)Die größten Verbrechen der Eisenbahngeschichte
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